Feedback trifft uns oft dort, wo wir am empfindlichsten sind
Wer seine Arbeit liebt, hohe Standards hat und regelmäßig überperformt, reagiert auf Feedback oft sensibel – manchmal sogar verletzt. Gerade Leistungsträger identifizieren sich stark mit dem, was sie tun. Kritik fühlt sich dann schnell wie ein Urteil über die eigene Persönlichkeit an.
Doch wenn wir tief in moderne Führungskulturen wie Servant Leadership, positives Führen und Coaching-basierte Führung eintauchen, wird eines klar:
Feedback ist kein Angriff – Feedback ist ein Entwicklungsangebot.
Es ist einer der stärksten Hebel für persönliches Wachstum, Teamreife und nachhaltige Leistung. Und:
Ohne Feedback gibt es keine Weiterentwicklung. Ohne Weiterentwicklung gibt es keine Führung.
Warum wir auf Feedback reflexhaft reagieren – und wie wir es stoppen können
Sobald Vorgesetzte Feedback geben, springen bei vielen Menschen unbewusste Schutzmechanismen an:
- „Das stimmt so nicht!“
- „Aber ich habe das doch gut gemacht!“
- „Warum sieht man nicht, wie viel ich leiste?“
Diese Reaktionen entstehen nicht aus Arroganz, sondern aus Verletzlichkeit.
Neuropsychologisch betrachtet aktiviert Kritik dasselbe Angstzentrum wie sozialer Ausschluss.
Moderne Führung – und moderne Selbstführung – verlangt deshalb:
Bewusstheit statt Reaktivität.
Reflexion statt Abwehr.
Wachstum statt Rechtfertigung.
Feedback ≠ Bewertung deiner Person
Ein Kernprinzip, das im Leadership Coaching immer wieder auftaucht, lautet:
„Du bist nicht deine Leistung.“
Feedback bezieht sich fast immer auf Verhalten, Wirkung oder Prioritätensetzung – nicht auf deine Identität.
Menschen, die hohe Standards leben, machen häufig folgenden Denkfehler:
„Ich liefere überdurchschnittlich – also muss jegliche Kritik ungerecht sein.“
Doch genau das Gegenteil ist der Fall:
Je besser du bist, desto wertvoller ist präzises Feedback.
Denn es zeigt Potenzial auf, das andere vielleicht nicht mehr bei sich selbst sehen.
Positives Führen: Feedback als Kreislauf statt Ausnahme
Ein modernes Leadership-Verständnis (Servant Leadership, Empowerment, Transformational Leadership) sieht Feedback nicht als „Event“, sondern als kontinuierlichen Kreislauf:
- Handeln
- Ergebnis beobachten
- Feedback integrieren
- Verbessern
- Wiederholen
Feedback ist also kein Kontrollinstrument, sondern ein Energieimpuls für Weiterentwicklung.
In Organisationen, die positiv führen, ist Feedback:
- regelmäßig,
- offen,
- beidseitig,
- lösungsorientiert,
- respektvoll,
- wachstumsorientiert.
Genau hier zeigt sich der modernste Leadership-Trend:
Feedback nicht als Machtmittel, sondern als Servant-Leadership-Werkzeug.
Der konstruktive Umgang mit Feedback – ein 6-Schritte-Modell
Dieses Modell orientiert sich an Studien zu emotionaler Regulation, moderner Führungspraxis und Coaching-Methoden.
1. Nicht reagieren – atmen
Bevor du antwortest, gib dir 5–7 Sekunden.
Das verhindert emotionale Kurzschlüsse und verschafft dir kognitive Klarheit.
2. Aktives Zuhören – ohne stillen Widerstand
Hinter jeder Aussage liegt eine Bedeutung. Höre auf diese Ebene:
„Was möchte mein Gegenüber wirklich vermitteln?“
Nicht:
„Wie verteidige ich mich?“
3. Trenne Identität von Verhalten
Mach dir bewusst:
- Feedback betrifft eine Situation,
- ein Verhalten,
- eine Wirkung.
Nicht dich als Mensch.
Das entkoppelt Emotionalität von Rationalität.
4. Suche aktiv nach dem Goldkern
In jedem Feedback steckt eine Erkenntnis.
Finde ihn.
Das unterscheidet gute Leader von der Masse.
„Nur wer Feedback nutzt, kann sich selbst führen – und nur wer sich selbst führt, kann andere führen.“
Andreas behringer
5. Stelle kluge, lösungsorientierte Fragen
Beispielhafte Fragen:
- „Welche Alternative hätte besser funktioniert?“
- „Wie hätte ich die Wirkung verbessern können?“
- „Was wäre in dieser Situation das Idealbild gewesen?“
Das macht dich sofort konstruktiv und zeigt Leadership-Mindset.
6. Zeit geben – und dann bewusst entscheiden
Nicht jedes Feedback muss sofort umgesetzt werden.
Aber jedes Feedback verdient einen bewussten Entscheidungsprozess.
Lass die Inhalte setzen – dann handle.
Warum gerade High-Performer Feedback brauchen
Gerade Menschen, die gewöhnt sind, überdurchschnittlich zu liefern, riskieren ein gefährliches Muster:
Sie hören irgendwann nur noch positives Echo – und blenden kritische Signale aus.
Doch High Performer sind jene, die am meisten zu gewinnen haben.
Sie besitzen enorme Lernkurven.
Und Feedback ist der Katalysator.
„Feedback ist kein Spiegel. Es ist eine Tür.“
Andreas behringer
Es zeigt nicht nur, wer du gerade bist –
sondern vor allem, wer du werden kannst.
Servant Leadership: Warum Feedback ein Geschenk ist
Servant Leader nutzen Feedback, um:
- Menschen wachsen zu lassen
- Potenziale freizulegen
- Selbstbewusstsein und Selbstreflexion zu stärken
- langfristige Exzellenz aufzubauen
Für sie ist Feedback ein Akt der Wertschätzung, kein Akt der Kontrolle.
Moderne Führung basiert nicht auf Titel, sondern auf:
- Demut
- Entwicklungsorientierung
- Menschlichkeit
- Authentizität
Und genau deshalb ist Feedback ein unverzichtbares Werkzeug.
Fazit: Wer Feedback meistern will, meistert Führung
Wenn du lernst, Feedback:
- nicht reflexhaft zu beantworten,
- nicht persönlich zu nehmen,
- sondern als Entwicklungsimpuls zu nutzen,
dann entwickelst du die wichtigste Leadership-Kompetenz der neuen Zeit:
die Fähigkeit zur Selbstführung.
Nur wer sich selbst führt, kann andere führen.
Nur wer Feedback annimmt, kann wachsen.
Und nur wer wächst, kann eine moderne, positive, inspirierende Führungskraft werden.
Das ist Servant Leadership. Das ist positives Führen.










